EMICODE – grünes Bauen leicht gemacht | GEV

Nachhaltig errichtete Gebäude sollen die Umwelt über den gesamten Lebenszyklus möglichst wenig belasten. Emissionen spielen dabei eine große Rolle – das unabhängige Gütesiegel EMICODE gibt Planern Orientierungshilfe.

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Menschen verbringen die meiste Zeit in geschlossenen Räumen – entsprechend wichtig ist eine von Schadstoffen unbelastete Umgebung.

Um ein Gebäude nach dem Bauabschluss als nachhaltig zu zertifizieren, muss bereits vor Baubeginn eine umweltrelevante Betrachtung von Inhaltsstoffen der Bauprodukte stattfinden. Grundsätzlich gilt, dass eine solche Baustoffbewertung nur schwer möglich ist – als aussagekräftiger gemeinsamer Nenner bietet sich das Emissionsverhalten an. Das neutrale Klassifizierungssystem EMICODE gibt Architekten, Planern, Auftraggebern und Endverbrauchern eine wettbewerbsneutrale Orientierungshilfe bei der Auswahl wohngesunder Bauwerkstoffe und leistet damit einen wertvollen Beitrag zum „grünen Bauen“.

Sichere Entscheidungshilfe
Eine wichtige Kenngröße für die Qualität der Innenraumluft stellt die Konzentration der in der Luft enthaltenen flüchtigen organischen Verbindungen (VOC, engl. Volatile Organic Compounds) dar. Insbesondere Emissionen aus Lacken, Klebstoffen, Abdichtungssystemen und anderen Baustoffen gelten als gesundheitsgefährdend – sie können die VOC-Konzentration in der Raumluft noch Tage nach dem Einbau bedenklich ansteigen lassen. Bei der Auswahl emissionsarmer Bauprodukte bietet das Klassifizierungssystem EMICODE eine sichere Orientierungshilfe – sowohl auf nationalem Boden als auch im internationalen Geschäft. Da der EMICODE in Bezug auf VOC-Emissionen die anspruchsvollsten Grenzwerte im Markt setzt und gleichzeitig ein breites Produktspektrum abdeckt, entfällt der bisher übliche mühselige Vergleich unterschiedlicher Wertesysteme und Gütesiegel.

Unabhängiges Umweltzeichen

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Moderne Dispersionskleber besitzen heutzutage bis zu 500-fach geringere TVOC-Werte als vor der Einführung des EMICODE.

Das EMICODE-Siegel teilt Verlegewerkstoffe und Bauprodukte im Hinblick auf ihr Emissionsverhalten in drei Klassen ein. Die Bewertung erfolgt wettbewerbsneutral durch unabhängige Analyselabors, bei denen die Produkte getreu einem standardisierten Prüfverfahren auf flüchtige und schwerflüchtige organische Stoffe (VOCs) getestet werden. Produkte, die kanzerogene, mutagene oder reproduktionstoxisch bedenkliche Stoffe (KMR-Stoffe) beinhalten, erhalten grundsätzlich keine EMICODE Zertifizierung. Ebenso ausgenommen sind lösemittelhaltige Verlegewerkstoffe mit einem Siedepunkt kleiner als 200 °C. Hersteller, die ihre Erzeugnisse mit dem EMICODE deklarieren, verpflichten sich, ihre Produkte qualitätsgesichert und kontrolliert zu produzieren, um den Zertifizierungsaussagen jederzeit zu entsprechen. Einzigartig ist die Überwachung der strengen Vorgaben durch regelmäßige Stichprobenentnahmen und labortechnische Untersuchungen. Produkte, die ausgelobte EMICODE-Aussagen nicht einhalten, müssen nachgebessert und erneut getestet werden. Bis heute ist der EMICODE das einzige VOC-Zeichen im Markt, das regelmäßigen strengen Qualitätskontrollen unterliegt und somit höchsten Verbraucherschutz in puncto Innenraumlufthygiene und Wohngesundheit bietet.

Bessere Lufthygiene in Innenräumen
Vor Einführung des EMICODE im Jahr 1997 lag die Gesamtemission flüchtiger organischer Stoffe (TVOC) bei markt­üblichen lösemittelfreien Dispersionsklebstoffen in einer Größenordnung von rund 10.000 μg/m³. Die im Markt durchgesetzte EMICODE-Klasse „EC 1“ gestattete nur noch Emissionswerte von ≤ 500 μg/m³. Während die Emissionskonzentration in Innenräumen damit auf einen Schlag um das 20-fache sank, ging auch die Zahl der Reklamationen deutlich spürbar zurück. Verbesserungen der Messmethoden führten im Laufe der Jahre zu weiteren Verschärfungen der Emissionsvorgaben. Produkte, die sich heute „sehr emissionsarm“ nennen wollen, müssen TVOC-Werte nachweisen können, die um das 100- bis 500-fache niedriger sind als 1997 und so die gesetzlich zulässigen Höchstmengen erheblich unterschreiten. Bis 2014 wurden in Deutschland etwa 3,6 Milliarden Quadratmeter textile und elastische Bodenbeläge mit „EC 1“-zertifizierten Grundierungen, Spachtelmassen und Klebstoffen verlegt – Rissharze, Unterlagensysteme und viele weitere Produkte nicht eingerechnet.

Heute deckt der EMICODE ein breites Produktspektrum ab: zertifizert werden u. a. Dichtstoffe, Mörtel, Fensterabdichtungssysteme, Estriche, Wandspachtel, PU-Schäume, Entkopplungsplatten, Badsilikone sowie viele weitere Produktkategorien. Das Gütesiegel gibt sichere Orientierung bei nahezu allen im modernen Innenausbau eingesetzten Werkstoffen. Das Verbrauchermagazin Öko-Test hob die Bedeutung des EMICODE auch für Konsumenten sichtbar hervor: „In Sachen Schadstoffe verursachen Kleber mit dem Zeichen EMICODE EC 1 oder noch besser der neuen Klasse EMICODE EC 1PLUS die geringsten Emissionen“ (1 | 2013).

Der EMICODE gewinnt auch international zunehmend an Bedeutung – so fördern gleich mehrere Programme zum nachhaltigen Bauen, darunter beispielsweise LEED, DGNB, BREEAM (norwegische Version), den Einsatz von „EC 1“- oder „EC 1PLUS“-zertifizierten Produkten. Insgesamt setzen rund 100 Hersteller aus dem In- und Ausland auf den EMICODE. Die Zahl der teilnehmenden Unternehmen stieg allein in den letzten acht Jahren um rund 150 Prozent. Die Zahl der zertifizierten Bauprodukte liegt inzwischen bei über 4.000.

Weitere Informationen finden Sie unter https://www.emicode.com